Montag, 6. Dezember 2021

Frauenquote bei der Lektüreliste

 In "die neue", Herbst 2021 zum Thema "Geschlecht" gibt es auf S. 5 einen Beitrag zum Thema "Frauenquote bei der Lektüreliste" von AME-Deutschlehrerin Julia Kuske. Sie schreibt darin u.a.:

"Und auch meine letzten Maturand*innen haben 16 Autoren und nur zwei Autorinnen gelesen, wie ich nach Durchsicht der Semesterpläne feststellte. (...)

Natürlich gab es sie damals wie heute, die schreibenden Frauen. Ihre Werke aber schafften es im männerdominierten Literaturbetrieb oft nicht an die breite Öffentlichkeit. (...)

Höchste Zeit für mich, diesem Ungleichgewicht entgegenzuwirken. Mein Ziel für die nächste Lektüreliste: 9:9 statt 16:2."

Es stellt sich natürlich die Frage, wie vorbereitet die NKSA-Mediothek auf dieses Vorhaben ist. Stellvertretend können dafür die Bücher aus "Was lesen" herangezogen werden. Wie viele Bücher von Frauen gibt es darin? Nicole Seifert schreibt in ihrem Buch "Frauenliteratur" (2021, S. 25) dazu: 

"Der Literaturwissenschaftler Tillmann Severin hatte in seinem Regal alle Bücher von männlichen Autoren mit dem Rücken nach hinten und dem Schnitt nach vorn gestellt, sodass nur noch die Werke von Autorinnen zu erkennen waren. Das Resultat war ein überwiegend weisses Regal, als Foto auf Instagram zu sehen."

Ich habe den Versuch mit unserem Apparat "Was lesen?" nachgestellt und bin auf folgendes Ergebnis gekommen:


Das erste Bild ist wie von Tilmann Severin vorgeschlagen gestaltet, alle Bücher von Männern sind mit dem Schnitt nach vorne gestellt. Die horizontal gelegten Bücher auf dem zweiten Bild sind von Frauen, alle Vertikalen von Männern. Die unterschiedlich hohen Stapel bilden das Verhältnis im Zeitlauf ab: der kleine erste Stapel sind die (zwei) Autorinnen bis 1900, der zweite Stapel alle Autorinnen bis 1970. Der dritte und vierte Stapel sind dann die vergangenen 50 Jahre (in denen die Frauen in der Schweiz auch abstimmen durften).

Nicole Seifert macht in ihrem Buch Lesevorschläge für Bücher von Frauen. Aus dem Jahr 1895 könnte z.B. die von der Literaturwissenschaft wiederentdeckte Gabriele Reuter mit ihrem Buch "Aus guter Familie: Leidensgeschichte eines Mädchens" gelesen werden.

Da in "Was lesen" vergleichsweise nur wenige Bücher von Frauen erwähnt sind, zähle ich sie hier chronologisch auf:

1776 Geschichte des Fräulein von Sternheim / Sophie von la Roche

1842 Die Judenbuche / Annette von Droste-Hülshoff

1909 Die Wupper / Else Lasker-Schüler

1926 Fegefeuer in Ingolstadt / Marieluise Fleisser

1932 Das kunstseidene Mädchen / Irmgard Keun

1942 Das siebte Kreuz / Anna Seghers

1944 Transit / Anna Seghers

1946 Der Ausflug der toten Mädchen / Anna Seghers

1946 Gefängnistagebuch / Luise Rinser

1948 Die grössere Hoffnung / Ilse Aichinger

1956 Jan Lobel aus Warschau / Luise Rinser

1958 Der gute Gott von Manhattan / Ingeborg Bachmann

1960 Lange Schatten / Marie Luise Kaschnitz

1961 Das dreissigste Jahr / Ingeborg Bachmann

1963 Die Wand / Marlen Haushofer

1968 Nachdenken über Christa T. / Christa Wolf

1969 Die Mansarde / Marlen Haushofer 

1971 Malina / Ingeobrg Bachmann

1973 Klassenliebe / Karin Struck

1974 Franziska Linkerhand / Brigitte Reimann

1974 Himmel und Erde / Gerlind Reinshagen

1975 Der alte Garten / Marieluise Kaschnitz

1975 Häutungen / Verena Stefan

1976 Kindheitsmuster / Christa Wolf

1977 Wie kommt das Salz ins Meer / Brigitte Schwaiger

1979 Kein Ort. Nirgends / Christa Wolf

1981 Flugasche / Monika Maron

1982 Anna Göldin. Letzte Hexe / Eveline Hasler

1983 Kassandra / Christa Wolf

1983 Die Klavierspielerin / Elfriede Jelinek

1985 Ibicaba. Das Paradies in den Köpfen / Eveline Hasler

1985 Das Herzzerreissende der Dinge / FriederikeMayröcker 

1989 Ausgrenzung / Anna Mitgutsch

1990 Das Muschelessen / Birgit Vanderbeke

1991 Die Putzfraueninsel / Milena Moser

1991 Die Wachsflügelfrau / Eveline Hasler

1992 Kolonien der Liebe / Elke Heidenreich

1992 weiter leben - eine Jugend / Ruth Klüger 

1993 Die Puppenspieler / Tanja Kinkel

1994 Die Apothekerin / Ingrid Noll

1994 Tätowierung / Dea Loher

1996 Mein Vater und andere Betrüger / Milena Moser

1997 Animal triste / Monika Maron

1997 Schöne Schifferin / Therese Bichsel

1998 Sommerhaus, später / Judith Herrmann

1999 Warum das Kind in der Polenta kocht / Aglaja Veteranyi

1999 Mondscheintarif / Ildikó von Kürthy

1999 Quitten mit Salz / Claudia Storz

2000 Aline und die Erfindung der Liebe / Eveline Hasler

2000 Fräulein Matter verliebt sich / Nadine Hostettler

2000 Irres Wetter / Kathrin  Röggla

2001 Café Saratoga / Malin Schwerdtfeger

2001 Die Entschlüsselung / Barbara Frischmuth

2001 Das verborgene Wort / Ulla Hahn

2002 Ein schnelles Leben / Zoë Jenny

2002 Der Schwimmer / Zsuzsa Bánk

2003 Im Federhaus der Zeit / Birgit Bauer

2003 Stella Runaway / Uta Titz

2004 Fliehende Wasser / Ursula Fricker

2004 Ein Kapitel aus meinem Leben / Barbara Honigmann

2004 Spieltrieb / Juli Zeh

2005 Falscher Hase / Kerstin Hensel

2005 Was Dunkelheit war / Inka Parei

Mittwoch, 1. Dezember 2021

Einschreiben bei der Kantonsbibliothek via Formular

Das Aargauer Bibliotheksnetz verfügt über eine neue Einstiegsseite. Das Registrieren bei der Aargauer Kantonsbibliothek z.B. kann via Formular auf der Einstiegsseite der AKB erledigt werden.